Etwas anzunehmen, ohne es je zu vergessen, bedeutet, der Erfahrung ihren Platz im eigenen Inneren zu geben. Nicht als offene Wunde, sondern als Narbe – spürbar, manchmal sichtbar, doch nicht mehr beherrschend. Man erkennt an, dass man verletzt wurde oder dass etwas Schönes geschehen ist, ohne ständig dagegen anzukämpfen oder daran festzuklammern.Eine schlechte Erfahrung bleibt als Erinnerung an die eigene Verletzlichkeit und zugleich an die eigene Stärke. Sie lehrt Grenzen, schärft das Mitgefühl und macht achtsamer. Das Nicht-Vergessen ist hier kein Leiden mehr, sondern ein stilles Wissen: Das war, und ich habe es überlebt.Eine positive Erfahrung, die man genossen hat, wirkt anders nach. Sie wird nicht festgehalten aus Angst, sie zu verlieren, sondern getragen wie ein warmer Nachklang. Man nimmt sie hin, ohne sie zu idealisieren, und erlaubt sich, dankbar zu sein, ohne abhängig zu werden.Stille zu genießen heißt in diesem Zusammenhang, mit all dem allein sein zu können, ohne dass es laut wird im Inneren. Die Stille ist kein Leerlauf, sondern ein Raum, in dem Erinnerungen nebeneinander existieren dürfen – die schmerzhaften und die schönen – ohne bewertet zu werden.

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